Leichtathletik 1948-1983

Auszug aus „Leichtathletik 1948-1983 TuS 1863 Wöllstein“

Aller Anfang ist schwer

Auch in Wöllstein, wie überall in Deutschland, hinterließ der Krieg seine Spuren. Die Besatzungsmächte hatten nach 1945 jede sportliche Betätigung verboten. Zunächst durften die Fußballer ab 1946 mit Sondergenehmigung geringen Spielbetrieb aufnehmen. Andere Sportarten folgten nur zögernd. jede Veranstaltung mußte mit fünffachen Antragsformularen bei ebensovielen Genehmigungsstellen beantragt werden. Erst im Frühjahr 1948 versuchte ein Hauflein Unentwegter die Leichtathletik neu zu beleben. Unter der Leitung von Herbert Becker wurden die ersten Gehversuche unternommen. Kurz nach der Währungsrefom, am 4. Juli 1948, erfolgte der erste Start bei den Kreismeisterschaften in Alzey. Jakob Frohnhöfer gewann unerwartet den Hochsprung und holte den ersten Kreismeistertitel nach Wöllstein.

Die erste Gruppe

Dieser Erfolg hatte große Signalwirkung. Das kleine Häuflein entwickelte sich rasch zu einer tatenhungrigen Abteilung. Herbert Becker und Jakob Frohnhöfer verstanden es vorzüglich, neue Talente fur die Leichtathletik zu begeistern. Namen wie August Anspach, Lilo Walter, Günter Ingenbrandt und Reinhard Schäfer wurden bald auf Kreis-und Landesebene bekannt. Trotz miserabler Wettkampfanlagen und dürftiger Ernährung wurden die sportlichen Leistungen zunehmend besser.

Die erste Veranstaltung

Bereits ein Jahr später -1949- wurde Wöllstein die Ausrichtung der Kreismeisterschaften übertragen, ein Verdienst unserer Männer der ersten Stunde. In vorbildlicher Organisation erlebten die zahlreichen Zuschauer großartige Wettkämpfe, bei denen unsere Athleten recht gut abschnitten. Jakob Frohnhöfer wurde Kreismeister im Hochsprung und 1500m-Lauf, einer Kombination, die heute undenkbar wäre ! August Anspach gewann den 200m-Lauf und wurde jeweils Zweiter über 100m, 400m und im Kugelstoßen .

Die ersten Titel

Ermutigt durch diese Erfolge starteten die beiden Kreismeister eine Woche später bei den Landesmeisterschaften in Bingen. Jakob Frohnhöfer rang in spannendem Zweikampf seinen Gegner nieder und gewann den 200m-Lauf sehr knapp. August Anspach siegte in 200m-Lauf sicher und hatte im 100m-Lauf wegen eines schlechten Startes eine knappe Niederlage hinzunehmen. Weitere Auftntte in Ingelheim, Sprendlingen und Oppenheim rundeten die überaus erfolgreiche Saison ab.

Der Nachwuchs hatte in den beiden Landesmeistern würdige Vorbilder, denen es nachzueifern lohnte. Bei jeder sich bietenden Getegenheit wurde fleißig auf dem Sportplatz und im „Römer“ trainiert. Wöllstein war sehr schnell als Sportgemeinde in aller Munde.

Die erste Großveranstaltung

Auch die Turnbewegung hatte inzwischen den Neuanfang geschafft. Johann Steiner, Phillip Hill, Andreas Erbelding u.a. waren am Neuaufbau des SV Wöllstein wesentlich beteiligt. In dieser Zeit bildeten Turner und Leitchtathleten eine unzertrennliche Einheit, wie überhaupt das Vereinsleben zwischen den Abteilungen fließend gestaltet wurde. So freute man sich gemeinsam auf die Austragung des 1.Rheinhessischen Landesturnfestes 1950 in Wöllstein. Es wurde eine Großveranstaltung mit mächtiger Zuschauerkulisse und großen Teilnehmerfeldern, darunter auch unsere Leichtathleten. Ganz Wöllstein und die Umgebung feierten ein Fest mit bleibender Erinnerung; denn der Sport war es, der als erstes den Weg in eine bessere Zukunft erhoffen ließ.

Wie war es damals?

Man erinnere sich: 1950 große Arbeitslosigkeit, Versorgungsmangel und von Wiederaufbau keine Spur. Zu den Sportfesten fuhr man mit dem Fahrrad, getegentlich auch mit dem Motorrad. Sportbekleidung samt Schuhwerk waren damals eine Raritat, die Sportantagen verwildert. Aber gerade die Herausforderung, unter solchen Bedingungen zu bestehen, verband die Sportler zu einer verschworenen Gememschaft. Diese sportliche Einstellung, mit viel Idealismus gepaart, verhalf den Leitchtathleten zu ungeahnten Erfolgen. Ihre erzielten Leistungen verdienen daher den größten Respekt.

Das Sportjahr 1950

Jakob Frohnhöfer gewann zwei Kreismeisterschaften, diesmal im Hochsprung und 800m-Lauf. Dagegen hatte August Anspach weniger Glück. Er wurde jeweils Zweiter. Erste Kreismeisterschaft für die 14jährige Lilo Walter im 100m-Lauf. Die Nachwuchs-„Pflänzchen“ reiften schneller a1s erwartet.

Im gleichen Jahr durfte der SV Wöllstein seine erste große Leichtathletik-Meisterschaft ausrichten. Die Landesjugendmeisterschaften vor Ort beflügelten Lilo Walter zu jeweils zweiten Plätzen im 100m-Lauf und Weitsprung.

Bei den Landesmeisterschaften der Aktiven verteidigte Anspach seinen 200m-Tite1, Frohnhöfer wurde Dritter im Hochsprung.

Ende 1950 wurde der Bereich der rheinhessischen Leichtathleten erweitert und danach a1s 14.Landesverband dem Deutschen Leichtathletikverband angeschlossen.

Ländervergleichskampf in Wöllstein

Wöllstein wurde zunehmend als Veranstalter geschätzt. Nach den beiden gelungenen Großfesten des Vorjahres folgte das Topereignis am 26.8.1951 : Länderverg1eich Rheinhessen-Brandenburg. In der Auswahlmannschaft die beiden Einheimischen Anspach und Frohnhöfer. Es blieb die einzige Veranstaltung dieser Art. Ein großartiges Erlebnis für alle Sportinteressierte. Noch heute -nach über 30 Jahren- Gesprächsstoff in Wöllstein und Umgebung. Nicht minder war es ein Erlebnis, wenn es hieß:“Der August läuft gegen den Hofius.“ Immer dann, wenn das Stadion bis in die Grundmauern bebte, war es soweit. mit hochgekrempeltem Trikot und urwüchsiger Kraft stampfte -ja walzte- Anspach seine Gegner nieder. So wurde er wieder Kreismeister und Turnfestsieger über 100m.

Leichtathletikhochburg Wöllstein

Die sportlichen Erfolge des Dreigestirns Anspach- Walter- Frohnhöfer erreichten 1952-1955 ihren Leistungsgipfel. Andere Namen wie Gerhard Schloyer, Heinz Martin, Marlies Müller, Hartwin Steiner, Peter Rasch u.a. kamen hinzu. Die Fülle der sportlichen Erfolge läßt eine detailtierte Aufzählung nicht mehr zu. Es begann die Zeit der großen Sportfeste und Veranstaltungen, die dem SV Wöllstein und seinen Organisatoren landesweite Anerkennung einbrachte (3.Landesturnfest 1955).

„Hochsprungmeister startet in Barcelona“

Schlagzeile der Lokalpresse 1955. Zuvor war Jakob Frohnhöfer in Rheinhessen zum führenden Hochspringer aufgestiegen. 1952 noch Dritter, gelang ihm ein dreimaliger Titelgewinn (1953,1954,1955) bei den Landesmeisterschaften. Zweimalige Teilnahme an den Südd. Meisterschaften und Bestenlistenerster 1952 und 1954. Also gute Gründe ihn in die Rheinhessenauswahl zu berufen, die über Ostern 1955 einen Vergleichskampf gegen eine katalonische Auswahl in Barcelona zu führen hatte. In einer Zeit, da Reisen in den Süden fur die meisten ein frommer Wunschtraum blieb, konnte unser Jakob Pyrenäen Costa Brava-Barcetona (Wettkampf)-Monaco-Riviera-Comer-see-Gotthard-Vierwaldstättersee und Zürich erleben. Natürlich gab es danach viel zu erzählen,u.a.,daß eine Stadtrundfahrt in Barcelona für umgerechnet 10 Pfennig zu haben war. Spanienurlauber, wie haben die Zeiten sich geändert!

Der erste Generationswechsel

Mit Hartwin Steiner reifte 1956 ein neues Jugendtalent heran. Seine Stärken lagen im Mehrkampf,Hürden1auf und Weitsprung. A1s 17jähriger war er Wöllsteins erster 6m-Weitspringer. Er wurde dreimal in die Jugendauswahl von Rheinhessen (2x gegen Südbaden,1x gegen Barcelona) berufen. Leider wurde über seine vielen Erfolge bei Kreis-und Landesmeisterschaften nur wenig überliefert. Schade !

Im Männerbereich kamen 1957 noch Korfmann, Gehl und Schworm hinzu. Günter Ingenbrandt-mittlerweile 30 Jahre alt- begann endlich seine leichathletischen Fähigkeiten zu entdecken. Im Jugendbereich wurden die Namen Sturm, Franz, Bubach und Zimmermann bekannt. Besonders Heinz Sturm (gerade 15 Jahre a1t) setzte in den Wurfdisziplinen neue Maßstäbe. Seine Vereinsbestleistungen haben auch heute noch Bestand. Er wurde mehrfacher Kreismeister. Den Weg zu einer möglichen Landesmeisterschaft verbauten ihm stets die späteren Olympiateilnehmer Horst Beyer und Peter Mörbel. Dennochstand er zweimal in der Rheinhessenauswahl gegen Luxemburg. Seine Teilnahme 1957 an den Deutschen Jugendmeisterschaften in Schweinfurt ( B-Jugendlager) und die Berufung in die Rheinland-Pfalz-Auswahl beim Bundesentscheid in Berlin (2.P1atz), zählen zu seinen größten Erfolgen.

LVR-Ehrennadel verliehen

Zwei verdienten Mitgliedern des SV Wöllstein wurde vom Landesverband die LVR-Ehrennadel in Silber verlieben. Herbert Becker und Andreas Erbelding fanden mit dieser Ehrung Anerkennung für ihre jahrelange aufopferungsvolle Jugend-und Nachwuchsarbeit. Die Leistung der Leichtathletikabteitung lag nunmehr in den Handen von Günter Ingenbrandt. Phillip Hill, der „Oldtimer“ besorgte wie eh und je die Trainingsarbeit.

Hartwin Steiner geht nach bestandenem Abitur begann Hartwin Steiner sein Studium in Worms. Im Sommer 1958 wechselte er zur TG Worms und hinterließ eine große Lücke. Im gleichen Jahr holte Heinz Sturm weitere vier Kreismeisterschaften und wurde bei den Landesmeisterschaften in Wörrstadt jeweils Dritter im Kugelstoßen und Diskuswerfen (hinter Beyer und Mörbel).

Die Kreismeisterschaften 1959 wurden in Wöllstein ausgetragen. Gerhard Zimmermann gewann die Titel im Weitsprung und Speerwurf der B-Jugend.

Günter Ingenbrandt „kommt“

Obwohl schon seit Anfang der 50er Jahre dabei, konnte man von ihm bis dato nur wenig berichten. Bekanntlich reifen gute Weine spät, gute Sprinter noch später. Mit 31 Jahren erstmals 1958 Kreismeister über 400m, mit 32 Jahren über die kürzeren 200m und 100m und mit 33 Jahren nochmals 200m. 1960 stand er als Senior in der Kreisauswahl und sprintete die 100m in 11.1 sec! Für Fachleute ein Phänomen, für Ingenbrandt erst der Anfang.

Der Rest zerfällt

Ende 1960 gab es im Bereich der Leichtathleten Auflösungserscheinungen. Ingenbrandt wechselte nach Alzey, Sturm und Zimmermann hörten auf. Der Faden war gerissen, zumindest bei den Aktiven.

In der Generalversammlung des gleichen Jahres wurde die Umbenennung des Sportvereines in „TuS 1863 Wöllstein“ beschlossen.

Georg Schönfeld und seine Schüler

Dort wo es Lehrer gibt, gibt es auch Schüler. Wenn Lehrer der Leichtathtetik zugetan sind, folgen die Schüler. So geschehen anno 1955. Der Lehrer, Georg
Schönfeld, samme1te seine Schüler mit großen und kleinen Veranlagungen und pflegte ihre Talente sorgfältig. Während die „Großen“ ihre Sportfeste und Meisterschaften besuchten, war „Lehrer Schönfeld“ damit beschäftigt, seine Schüler für die Gruppen-und Bestenkämpfe vorzubereiten. In 10 Jahren wurden es immerhin 287 Schüler, die er betreute. Seine großartige Arbeit kann man in wenigen Worten kaum würdigen: Betreuer, Organisator, Abteilungsleiter, Kreisschülerwart, DLV-Kampfrichter und schließlich 2.Vorsitzender des TuS Wöllstein. Im Schülerbereich unzählige Erfolge und Meisterschaften! Unter seiner Anleitung schafften Monika Piegacki, Haidrun Schug, Dagmar Rumler, Margit Wagner und Rolf Eschbach die Landesbestenkampfe der Schüler. Andere erhielten in seiner Schule das Rüstzeug fur spätere Erfolge: Heinz Sturm, Gerhard Zimmermann, Inge und Gudrun Eschbach, Lilo Rath, Marianne Lux, Ernst Kolb, Holger Mehrhof, Horst Anspach, Norbert Piegacki, Helmut Rath und viele andere.

Für sein Wirken im Verein, auf Kreis-und Landesebene und seine vorzügliche Nachwuchsarbeit erhielt Georg Schönfeld 1961 Die LVR-Ehrennadel in Silber.

Halber Neubeginn

Obwohl im Kinder- und Schülerbereich 1958-1962 eine enorme Breite vorhanden war, ging es im Jugend-und Aktivenbereich kaum voran. Organisatorisch von Georg Schönfeld betreut, trainierte jeder für sich, weil einfachkundiger Übungsteiter nicht zu finden war. Erstaunlich, daß dennoch Lito Rath, Marianne Lux, Holger Mehrhof 1962 in die Kreisjugendauswahl gegen Kirchheimbolanden berufen wurden.

1963 ging es zur Sache

Lilo Rath zweifache Kreismeisterin im Waldlauf und 600m-Lauf, dazu Landesmeisterin im 600m-Lauf (B-Jugend), Holger Mehrhof Landesmeister im Hochsprung (B-Jugend) und 2.Landesmeister im Stabhochsprung (A-Jugend). Ernst Torchiani Kreismeister und Landesmeister über 400m (A-Jugend). Berufung des Dreigestirns in die Kreis- und Landesauswahl gegen Bingen und Berlin.

Torchiani bei DLV-Jugendmeisterschaften

Ernst Torchiani schaffte über 400m die Qualitikation für die Deutschen Jugendmeisterschaften in Krefeld. Er war damit der erste-und bisher einzige- Wöllsteiner der an den höchsten nationalen Meisterschaften teilgenommen hat!

In der Landesbestenliste nahmen Torchiani-Mehrhof-Rath in ihren Spezialdiszip1inen jeweils den ersten Rang ein.

Auszeichnung durch DLV

Als Dank und Auszeichnung für geleistete Jugend-und Schülerarbeit erhielt 1963 der TuS Wöllstein den Ehrenwimpel des Deutschen Leichtathletikverbandes! Ein
Ansporn? Neuer Anfang? Leider nicht !

100jähriges Jubiläum-erneute Talfahrt

Im Jubiläumsjahr des TuS Wöllstein drehten Torchiani & Co. weiterhin einsam ihre Trainingsrunden. Torchiani -jetzt Männerklasse- wurde Doppelkreismeister (200m;400m), Lilo Rath jeweits Zweite über 600m und im Speerwurf. Mit der Landesjugendauswahl durfte Lilio zum Rückkampf nach Berlin. Diese Pfingstfahrt wurde für die 16jährige das größte Eriebnis ihrer sportlichen Laufbahn.

Im Sommer wurde das 100jährige Jubiläum gefeiert. Mit seinen vielen Abteilungen präsentierte der TuS ein unvergeßliches Fest. Sportliche Aufführungen, großer Festzug und viele Ehrungen spiegelten in eindrucksvoller Weise das Vereinsleben wieder. Fur ihre großen Erfolge in der Leichtathletik wurden auch Ernst Torchiani, Holger Mehrhof und Margit Wagner gewürdigt. Obwohl im TuS Wöllstein in allen Abteilungen damals reger Sportbetrieb herrschte, war bei den Leichtathleten immer noch ohne fachkundige Betreuung- der „Wurm drin“. Als Georg Schönfeld aus beruflichen Gründen seine Tätigkeit beendete, verfiel die Leichtathletikgruppe vollends. Abermals gingen die Lichter aus. Ernst Torchiani, Margit Wagner, Jürgen Preißner, Margit Kolb, Inge und Gudrun Eschbach schlossen sich dem TuS Wendelsheim an. Unter der Leitung von Wolfgang Girke entfalteten sie dort allesamt sehr schnell ihre verborgenen Talente.

Unsere Exilathleten

Steiner in Worms, Ingenbrandt in Alzey und die Restgruppe in Wendelsheim vollbrachten noch ganzgroße Taten. Es ist aufschlußreich ihre Erfolge zwischen 1965 und 1970 einmal nachzuzählen: 46 Kreis- und 3 Landesmeistertitel wurden von ihnen errungen. Dazu 28 Endkampfplatzierungen bei Landes-, Rheinland-Pfalz- und Süddeutschen Meisterschaften. Bitter fur den TuS Wöllstein , daß die Früchte seiner hervorragenden Nachwuchsarbeit von anderen Vereinen geerntet wurden.

Die Situation im Lande in jener Zeit griff mehr und mehr die Unsitte um sich, wonach einige Großvereine den Kleinvereinen ihre mühsam gepflegten Nachwuchstalente abwarben. Namentlich der USC Mainz-1960 gegründet- war damals jene Anlaufstelle, für die zu starten es lohnte. Sehr bald wurde Mainz die Leichtathletikhochburg schlechthin, mit Spitzenleuten wie Steinbach, Mickler, Wucherer, Neu u.a. Ihre hochqualifizierten Trainer schufen einen enormen Leistungsanstieg beim USC. Von nun an wurden Landesmeistertitel nur über den USC vergeben. Auch auf Kreisebene wurden die Chancen, als Folge der Zusammenlegung der Kreise Alzey-Worms (1969) und rapide ansteigender Teilnehmerzahlen immer geringer. Deshalb muß man die sportlichen Erfolge der Kleinvereine nach diesen Veränderungen, gerade gegenüber den Großvereinen, besonders hoch bewerten.

Abermaliger Neuanfang 1965

Mit Reinhard Schäfer war beim TuS Wöllstein ein Mann gefunden, der mit ganzem Einsatz an den Neuaufbau der Leichtathletikabteilung ging. Wie immer konnten zuerst die Schüler fur die Leichtathletik gewonnen werden, dann folgten bald einige Jugendliche. Margot Hill, Ellen Schnicke, Marita Schmitt, Birgit Schug, Horst Mann, Willi Zembke, Horst Urban, Peter Schreck bei den Schülern und Ludwig Pohl, Toni Walter, Edwin Schmitt, Günter Pfeiffer, Manfred Schellong, Heiko Mattern, Norbert Piegacki u.a. bei der Jugend vollzogen diesen Neuanfang.

1966 wurden Margot Hill und Ellen Schnicke Kreisbeste Schülerinnen im 75m-Lauf und Hochsprung. Dann 1967: TuS Wöllstein Gesamtsieger beim I.Kreissportfest in Alzey, jeweils 3.Plätze bei den Landesjugendmeisterschaften uber 4x100m (w.J.B. und m.J.A.) in Worms. Ellen Schnicke gewann die Kreismeisterschaften im Hochsprung und Speerwurf, Marita Schmitt den Dreikampf und Ballwurf der Schülerinnen.

1967 Wiederbelebung der Bahneröffnungswettkampfe in Wöllstein, wobei Edwin Schmitt und Günter Ingenbrandt -wieder beim TuS Wöllstein- die 100m der Jugend und
Manner gewannen. Der neue Aufschwung wird auch in der Landesbestenliste erkennbar. 42 Eintragungen Wöllsteiner Leichtathleten! Mit Marita Schmitt im Ballwurf und ihren Staffelkotleginnen Schnicke-Hill-Preißner in der 4x100m-Staffel der Schülerinnen jeweils an erster Stelle.

Glanzjahre folgen

Es begann bereits am 7.4.1968 in Heidesheim mit dem Gewinn der Landeswaldlaufmeisterschaften für die B-Jugendmannschaft Margot Hill-Marita Schmitt-Gurdrun Keller. Danach wurde Marita Schmitt Kreismehrkampfmeisterin.

Bei den Landesmeisterschaften der Schüler in Wörrstadt platzierten sich Rainer Röder im 100m-Lauf und die 4x100m-Staffel (Baumgärtner-Gassner-Röder-Urban) in
vordersten Positionen. Drei Wochen danach bei den Landesjugendmeisterschaften in Nieder-Olm glänzten Edwin Schmitt, Ludwig Pohl, Norbert Piegacki, Jürgen Wridt und Ellen Schnicke ebenso.

Höhepunkt der Saison und größter Erfolg für Margot Hill wurde ihre Teilnahme am B-Jugendlager anläßlich der Deutschen Jugendmeisterschaften in Herford. Zum Saisonausklang am 22. September nochmals ein großes Schüler- und Jugendsportfest in Wöllstein, dessen Ergebnisse reichhaltig in den Bestenlisten zu finden waren.

Am Saisonsende waren die B-Jugendlichen Schmitt-Schnikke-Hill-Keller Erstplatzierte bei den DJMM-Durchgängen. Mit 4561 Punkten Rang 20 in der deutschen Bestentiste. Dafür gab es eine Anerkennungsurkunde des Deutschen Leichtathletikverbandes.

Veranstaltungen und Erfolge

Die Erfolge rissen auch 1969 nicht ab. Ende März wurde Toni Walter Kreiswaldlaufmeister in Lonsheim. Bei der Bahneröffnung in Alzey gab es viele persönliche Bestteistungen mit entsprechend guten Platzierungen. Erstmals „große“ Kreismeisterschaften Alzey/Worms in Worms. Die Presse schrieb dazu:“Wöllstein jetzt neue Sprinterhochburg.“ In der Tat Edwin Schmitt Sieger über 100m und 200m, Ernst Kolb Sieger im 400m-Lauf! Günter Pfeiffer Zweiter im 800m-Lauf, Toni Walter Dritter im Stabhochsprung. Ellen Schnicke wurde Kreismeisterin im Speerwurf vor Marita Schmitt, die wiederum den Dreikampf gewann.

Am 29.6. 1969 wurden erstmals Landesmeisterschaften der Schüler in Wöllstein ausgetragen. Unter 250 Mädchen und Buben erliefen Jutta Brandt-Gaby Glaser-Ute Stelzel-Elfi Eckert in der 4x75m-Staffel der B-Schülerinnen einen hervorragenden 1. Platz. Über 600m der B-Schüler lief Silvio Glaser ein beherztes Rennen, ebenso sein Talent beweisend wie Elfi Eckert über die 75m-Sprintstrecke. Nächstes Großereignis danach, das 2.Höllberg-Fest im Schloßstadion. Edwin Schmitt glänzte mit Rekordzeit über 100m, Marita Schmitt tat es ihm gleich. In den Ergebnislisten der Mehrkämpfe viele Oldtimer: Wilhelm Wagner, Lothar Lau, Georg Schönfeld, Andreas Erbelding, Johann Steiner und der unverwüstliche Senior Phillip Hill.

Bei den Kreismehrkampfmeisterschaften am 30./31.8. in Wöllstein bestand Ernst Kolb seinen ersten Zehnkampf siegreich. Ebenso waren Edwin Schmitt und Marita Schmitt in ihren Dreikampfen nicht zu schlagen. Das Kreisjugendsportfest war die vierte Veranstaltung im Schloßstadion. Unter den Siegern wieder Marita Schmitt und Margot Hill (weibl. B-Jugend) und Peter Schönfeld (männl. B-Jugend). In der Gesamtwertung kam der TuS Wöllstein auf den zweiten Platz. In der Landesbestenliste abermals viele Eintragungen. Beste Platzierung ein 2.P1atz der 4x75m-Staffe1 der B-Schülerinnen.

LVR-Ehrennadel fur Jean Steiner

Bei so vielen guten Veranstaltungen und dem regen Leichtathletiktreiben darf man den I.Vorsitzenden des rührigen Vereins nicht vergessen. Seine Verdienste für den Sport wurden vom Landesleichtathletikverband mit der Verleihung der silbernen LVR-Ehrennadel honoriert.

Hochkonjunktur schwächt sich ab

Ellen Schnicke zog es nach Bayern, Norbert Piegacki, Toni Walter und Heiko Mattern hängten ihre Spikes an den Nagel; Edwin Schmitt spielte wieder Fußball. ImSchülerbereich gingen einige anderen Interessen nach, so daß in der Spitze und Breite empfindliche Lücken entstanden. Trotzdem waren die Ergebnisse der dezimierten Gruppe bei der Bahneröffnung in Alzey und dem „Landesoffenen“ in Wörrstadt respektabel. Ludwig Pohl entwickelte seine Sprintfahigkeiten mit zwei Bestleistungen über 100m und 200m. Marita Schmitt glänzte über 100m und Speerwurf. Für beide der Leistungshöhepunkt. Beim Höllbergsportfest-wie gewohnt gut organisiert- wieder gute Platzierungen, besonders im Nachwuchsbereich.

In der Gesamtwertung des Kreisjugendsport-Festes 1970 in Alzey wie im Vorjahr der 2.Platz. Im Schülerbereich drängten Elfi Eckert, Angela Lau, Bärbel Wridt, Jutta Klenk, Karl Wilhelm Reif und Armin Martin in den Vordergrund. Besonders Elfi Eckert zeigte sehr gute Sprintveranlagung. Sie gewann die Kreismeisterschaft im Dreikampf vor Bärbel Wridt. Bei den Landesmeisterschaften erzielte sie einen dritten Platz über 80m Hürden.

In der Jugendklasse gelang Marita Schmitt bei ihren ersten Landesmeisterschaften der Einzug in den 100m-Endlauf .

DLV ehrte Jean Steiner

Inzwischen hatte auch der Deutsche Leichtathtetikverband von der guten Wöllsteiner Arbeit gehört; von den großartigen Verantstaltungen für Leichtathleten und
Turner. Allen voran Jean Steiner, mit seinem unermüdlichen Geist für die Sportjugend, seinem jahrzehnte langen Einsatz für den Breitensport. Ihm wurde mit der silbernen DLV-Ehrennadel eine ganz besondere Ehrung zuteil, der höchsten, die je ein Wöllsteiner erhielt.

Inge Eschbach wieder beim TuS

Auch die Leichtathletikhochburg Wendelsheim war vor Krisen nicht gefeit. So kam Inge Eschbach wieder zum TuS Wöllstein zurück.

Die Saison 1971 begann Traditionsgemäß mit der Bahneröffnung in Wöllstein. Die Altgedienten Pohl, Walter, Kolb, Hill und Schmitt schnürten nochmals ihre Schuhe, konnten aber an ihre früheren Erfolge nicht anknüpfen. Eine Woche später, bei den Schülergruppenkämpfen im Schloßstadion ließen einige Tatente aufhorchen. Überlegen gewann Elfi Eckert den Dreikampf der A-Schülerinnen, Günter Greven den der Schüler. Simone Nachbar, Ute Leschhorn, Veronika Fröhlich und Ralf Müller gaben einen vielversprechenden Einstand. Elfi Eckert siegte auch bei den Kreismehrkampfmeisterschaften in Flonheim im Dreikampf. Die 9jährige Simone Nachbar verbesserte ihren Dreikampf erheblich und wurde ebenfalls Kreismeisterin. Zusätzlich bewiesen die Wöllsteiner Mädchen mit der Belegung der 9 vordersten Plätze ihre dominierende Rolle. Noch besser waren die A-Schülerinnen bei den Kreiseinzelmeisterschaften in Wöllstein. Sie gewannen den 100m-Lauf durch Elfi Ekkert, den 800m-Lauf durch Angela Lau, den Weitsprung und das Kugelstoßen durch Möbius und belegten einen 2.Platz durch Bärbel Wridt im Hochsprung und Veronika Fröhlich im Kugelstoßen.

Beinahe Landesmeisterin Eckert

Sechs A-Schülerinnen durften zu den Landesmeisterschaften nach Oppenheim. Dort mussten sie sich gegen die Übermacht der Großvereine USC,Rheinfront und Worms erwehren. In den 100m-Vorläufen erzielte Elfi Eckert die beste Zeit, war auch in den Zwischenläufen Schnellste, konnte aber im Endlauf die Serie nicht fortsetzen. Einem schwachen Start nutzte auch ein famoses Finish wenig. Hauchdünn lief sie am Sieg vorbei, bei dem Klassefeld eine wahre Meisterleistung. Ein tapferes Rennen uber 800m lief auch Angela Lau. Ihre Bestzeit um 14 Sekunden verbessernd, erlief sie einen nicht erwarteten dritten Platz. Schließlich belegte die 4x100m-Staffel mit Gaby Glaser, Isolde Rudolph, Veronika Fröhlich und Elfi Eckert hinter den USC-Staffeln, aber vor der Wormser Staffel, den 4. Platz.

Elfi Eckert und Angela Lau wurden auf Grund ihrer hervorragenden Leistungen in die Landesauswahl zum Ländervergleich Saarland-Rheinland-Pfalz-Rheinhessen berufen.

Landesmeisterschaft für Inge Eschbach

In ihrer Zeit beim TuS Wendelsheim hatte Inge Eschbach bereits große Erfolge mit dem Gewinn von 19 Kreismeisterschaften und zwei Landesmeisterschaften. Sie war erste weibliche Teilnehmerin an den höherrangigen Rheinland-Pfalz-Meisterschaften 1970 und oftmals in Auswahlmannschaften vertreten.

Bei den Landesmeisterschaften 1971 in Mainz gewann sie das Diskuswerfen gegen die Asse vom USC Mainz, wahrlich eine famose Leistung. Bei den Rheinland-Pfalz-Meisterschaften in Koblenz folgte ein guter vierter Platz.

Veranstaltungsrekord in Wöllstein

Mit der Ausrichtung des Landeskinderturnfestes mit über 1500 Teilnehmern und dem traditionellen Höllberg-Sportfest gab es 1971 zwei Großveranstaltungen, Bahneröffnung, Schülergruppenkämpfe, Kreismeisterschaften, DMM-Durchgänge, Mehrkampfmeisterschaften usw. brachten einen neuen Veranstaltungsrekord. Mit insgesamt neun Sportfesten im Schloßstadion in sechs Sommermonaten eine wahre Meisterleistung der Organisatoren und Kampfrichter.

Phänomen Ingenbrandt

Über seine Glanzleistungen 1958-60 wurde bereits berichtet. Zwischen 1961 und 1966 fügte er beim TuS Alzey noch manche hinzu. Fast unglaublich jedoch eine Zeitungsnotiz von 1971: „44jähriger läuft 100m in 11.3 sec!“ und darunter “ Ingenbrandt lauft 100m in 11.3 sec, springt 5.93m weit und stößt die Kugel 9.83 m.“ Solche Sprintzelten sind in diesem Alter normalerweise nur von Leuten zu erreichen, die in ihrer Aktivenzeit die 100m in 10.3 sec bis 10.4 sec sprinteten. Noch erstaunlicher die 4.8 sec(!) über 35m in der Halle als beinahe 51jähriger. Auf 100m hochgerechnet wären das immer noch 11.8 sec. Es bleibt ein Geheimnis welche Erfolge erst ein systematisches Training hervorgebracht hätte.

Erneutes Wellental

Mit Ablauf der Saison beendeten die Aktiven I.Eschbach, M.Schmitt, M.Hill, E.Schmitt,L.Pohl, T.Walter und E.Kolb sowie die Leistungsträger der Schülerinnen E.Ekkert und A.Lau ihr sportliche Laufbahn. Zudem übernahm Reinhard Schäfer im rheinhessischen Turnerbund und als DLV-Kampfrichter zusätzliche Aufgaben, so daß ein erneutes Wellental geradezu vorprogrammiert war. 1972 wurde die Abteilung hauptsächlich von den Schülern Simone Nachbar, Ute Leschhorn, Regina Martin, Gaby Glaser, Veronika Fröhlich, Ralf Müller, Peter Lösch und Klaus Wörth geprägt, dazu die B-Jugendlichen Kart Wilhelm Reif, Lehnert und Jochen Helms. An sportlichen Erfolgen war das Jahr nicht gerade gesegnet. Lediglich Simone Nachbar, noch C-Schülerin, gewann den Dreikampf bei den Gruppenkämpfen und Kreismeisterschaften mit großem Vorsprung.

LVR-Ehrung für Reinhard Schäfer

Seine jahrelange Nachwuchsarbeit, die Organisation unzähliger Veranstaltungen, seine Tätigkeit als Abteilungsleiter und im Verband nicht zuletzt die DLV-Kampfrichtertätigkeit gaben dem Verein und den Leichtathleten große Unterstützung. Dank seiner Anleitung kamen viele Schüler und Jugendliche zu Meisterehren. Mit großem Idealismus spendete er viele Stunden seiner Freizeit der Leichtathletik schlechthin. Als Dank und Anerkennung wurde ihm 1972 vom Landesverband die LVR-Ehrennadel in Silber verliehen.

TuS Wöllstein trauert um Edwin Schmitt

Mit großer Bestürzung und Trauer wurde am 19.7.1972 die Nachricht vom plötzlichen Ableben des jungen Talents in ganz Wöllstein aufgenommen. Unfaßbar, daß dieser symphatische Sportler so plötzlich aus unserer Mitte gerissen wurde. Im TuS Wöllstein und besonders bei seinen vielen Leichtathletik-und Fußballfreunden aber lebt Edwin Schmitt weiterhin in bester Erinnerung.

TuS-Leichtathletik 1973-1976

Informationen über die leichtathletischen Aktivitäten der Jahre 1973 bis 1976 sind dünn gesät. Mit wenigen Ausnahmen findet man in den Unterlagen nur Namen aus dem Schülerbereich. Es sieht so aus, als haben die Jugendlichen und Aktiven den Kampf gegen die Asse vom USC Mainz nicht mehr aufnehmen wollen.

1973 glänzte Fritz Klenk (Schüler A) im Weitsprung. Mit dem 10 jährigen Michael Breid stellte sich ein Riesentalent vor. Weiterhin wurden erste Erfolge von Ralf Müller, Steffen Nachbar und Karl Heinz Rehbein notiert. Simone Nachbar war bei den Kreiswaldlaufmeisterschaften und beim Landesturnfest erfolgreich.

1974 sah es etwas freundlicher aus. So wurde der 12jährige Karl Heinz Rehbein bei den Landesmeisterschaften in Mainz Zweiter im 75m-Lauf. Simone Nachbar siegte jeweils im Dreikampf (w.S.B.) beim Landeskinderturnfest, den Stützpunkt-und Kreismeisterschaften. Bei den Landesmeisterschaften dritte Plätze im Weitsprung und Mehrkampf für sie.

1975 sind im Schülerbereich wieder nur die Leistungsträger der Vorjahre zu finden, ergänzt durch Brigitte Müller, Claudia Kaderle und dem 9jährigen Dirk 0elschläger.

Bei den in Wöllstein ausgetragenen Kreismeisterschaften glänzte K.H.Rehbein im 100m-Lauf, Steffen Nachbar im Hochsprung und Speerwurf. Simone Nachbar gewann den 800 m-Lauf, Claudia Kaderle den Ballwurf der B-Schülerinnen.

1976 wurden wieder zwei Großveranstaltungen in Wöllstein durchgeführt. Am 4.7. fanden zum zweiten Mal im Schloßstadion die Landesschülermeisterschaften mit 350 gemeldeten Teilnehmern statt. Die Trauben des Erfolges hingen mittlerweile sehr hoch. Trotz guter persönlicher Leistungen konnten von den Einheimischen nur Simone Nachbar im Weitsprung (5.Platz) und Karl Heinz Rehbein über 1000m (2.Platz) in die Entscheidungen mit eingreifen.

Schülermeisterschaften und Höllbergfest waren die Generalprobe für das Mammutereignis des Jahres. Über 2100 Teilnehmer beim großen Landesturnfest am 18.7. mit fast 200 Kampfrichtern und Helfern. Sportliche Ausbeute der Leichtathleten jeweils 1.Plätze in der 4x100m-und 4x75m-Staffel. In den Mehrkämpfen belegte K.H.Rehbein den 4., Ulrike Gaul und Dirk Oelschläger jeweils 5.Plätze.

Karl-Heinz Rehbein qualifizierte sich für die Deutschen Mehrkampfmeisterschaften der Turner in Leverkusen: Im Fünfkampf belegte er dort einen hervorragenden 17. Platz.

Erneuter Umbruch

Reinhard Schäfer inzwischen zum Landesleichtathletik- fachwart der rheinhessischen Turner gewählt, stand für die heimische Leichtathletik nur sporadisch zur Verfugung. Die dezimierte Leichtathletikgruppe wurde in den letzten Jahren mehr bei Turnveranstaltungen eingesetzt und verlor zusehends den Kontakt zu den leistungsstärkeren Leichtathleten. Abhilfe sollte 1975 die Gründung einer Leichathletikgemeinschaft mit Gau-Bickelheim und Wonsheim bringen. Die „LG Rheinhessische Schweiz Wöllstein“ blieb aber, wegen kleinlicher Eifersüchteleien, bereits in den Kinderschuhen stecken. Auch der Übungsleitertätigkeit von Heiko Mattern war nur eine kurze Zeit beschieden. Es war schon ein Jammer: Die Gemeinde Wöllstein hatte soeben das neue Schloßstadion mit zeitgemäßen Möglichkeiten eigeweiht, und der TuS Wöllstein – mittlerweile 650 Mitglieder zählend- konnte die gewohnte Leichtathletiktradition nicht zurückgewinnen.
Schließlich war es Heinz Rehbein, hauptamtlich Fußballfachwart, der als Zusatzaufgabe die Zügel der Leichtathletik ergriff. Bald kehrte bei den Leichtathleten wieder Ruhe und Ordnung ein. Die Talente waren plötzlich wieder da.

Erfolge 1977-1979

Karl Heinz Rehbein siegte bei den Kreiswaldlaufmeisterschaften 1977 in seinem ersten B-Jugendlauf. Danach zog es ihn zum Fußball.

Bei den Stützpunktwettkämpfen und Kreismehrkampfmeisterschaften traten die Geschwister Ulrike und Henriette Gaul erstmals in den Vordergrund. In Eich, bei den Kreiseinzelmeisterschaften der Schüler entfaltete Britta Kupilas ihre Fähigkeiten im Ballwurf und Sprint, während Ulrike Gaul im Kugelstoßen glänzte. Ulrike belegte bei den Gau-und Landeskinderturnfesten jeweils den ersten Platz im Mehrkampf.

Das Kreissportfest fand wieder in Wöllstein statt. Ulrike Gaul gewann das Kugelstoßen und qualifizierte sich für das Landesjugendsportfest in Ingelheim. Henriette wurde Zweite im Dreikampf der B-Schülerinnen. Auch 1977 lagen die größeren Erfolge der Leichtathleten noch bei Turnveranstaltungen.

1978 siegte Ulrike Gaul zunächst beim Gau-Kinderturnfest und dem Stützpunktwettkampf. Dem 2.Platz bei den Kreis-,folgte ein 4.Platz bei den Landesmeisterschaften im Vierkampf. Sie schaffte die Qualifikation für die Deutschen Jugendmeisterschaften der Turner in Hannover und belegte dort einen sehr guten 15. Platz. Seine Veranlagung für den Mehrkampf zeigte erstmals der 12jährige Dirk Oelschläger. Bei den Landesmeisterschaften in Ingelheim belegte er einen unerwartet guten 3.Platz.

Karl Heinz Rehbein wurde mit seinen Fußballkollegen von Mainz05 Südwestmeister, aber auch in der Leichtathletik war er am Gesamtsieg seiner Schule bei „Jugend trainiert für Olympia“ in Berlin maßgebend beteiligt. wie schon so oft,hatten auch 1979 wichtige Leistungsträger die Gruppe dezimiert. Karl Heinz Rehbein spielte intensiv Fußball, Ulrike Gaul plagte eine langwierige Verletzung und Henriette Gaul wechselte nach Fulda ihrer Ausbildung wegen. Von dem Rest war Hans Jürgen Wolf mit gerade 14 Jahren der Älteste.Ohne Wettkampferfahrung waren gute Erfolge nicht zu erwarten. Bei den Kreismehrkampfmeisterschaften erzielten die Mannschaften der A-Schüler, der B-und C-Schülerinnen jeweils den 2.Platz. Unter den 31 Teilnehmern des TuS Wöllstein einige hoffnungsvolle Neulinge: Christine Rehbein, Anja Strauß, Yvonne Nachbar, Christian Lenges, Alexander Bartsch, Bernd Pollak, Joachim Wirth, Anja Neumann, Diana Klein, Heike Oelschläger, Hans Jürgen Wolf, Dirk Oelschläger, Achim Tröger, Jens Rehbein und Sabine Pollak.

In Ingelheim bei den Landesmehrkampfmeisterschaften holten die B-Schülerinnen den 4.Platz, die B-Schüler den 5.Platz und die A-Schüler den 6.Platz. Weitere Starts in Eich, Bingen und Ingelheim brachten einige gute Platzierungen, aber auch die Erkenntnis, daß der Abstand zur Spitze mittlerweile sehr groß geworden war.

Zeitkritischer Vergleich

Verglichen mit 1950 hatten die folgenden 30 Jahre die Lebensgewohnheiten unserer Vereinsmitgtieder gewaltig verändert. In den 50er Jahren war das Freizeitangebot gering, die Gesellschaft mit dem Wiederaufbau befaßt. Dieser Tatendrang wurde wie selbstverständlich in die Vereinsarbeit übertragen. Gerne nahm man Opfer in Kauf und war einfach mit viel Idealismus dabei. Mittlerweile hat die Wohlstandsgesellschaft aus den Idealisten bequeme Materialisten geformt. Ihre Einstellung: Uneigennützige Vereinsarbeit, die Übernahme von Aufgaben oder Verantwortung könnten ruhig die anderen machen.

Doppelbelastung von Heinz Rehbein

So war es beinahe zwangsläufig, daß Heinz Rehbein neben dem Leichtathletik- auch den Fußballnachwuchs betreute. Dazu,trotz beruflicher Anspannung, noch andere Aufgaben übernehmen musste. Wie überhaupt die gesamte Vereinsarbeit, des inzwischen 1200 Mitglieder zählenden Clubs, von einem dutzend Männer zu erledigen war. Für den Bereich der Leichtathletik brachte die Übernahme des Trainings im Herbst 1979 durch Ludwig Pollak eine Entlastung. Mit intensivem Hallentraining und individueller Schulung technischer Übungen wurden die zahlreichen Talente auf die neue Saison vorbereitet.

Leichtathletikjahr 1980

Die Zielsetzung bei stark besetzten Sportfesten den Anschluß zur Spitze zu finden wurde beim Hallensportfest in Worms und den Bahneröffnungen in Bingen und Ingelheim nicht erfüllt. Aber Rudolf Hausdörfer, Dirk Oelschläger, Sabine und Bernd Pollak, Anja Neumann und Christine Rehbein schufen mit ihren Verbesserungen eine gute Basis.

Bei den Stützpunktwettkämpfen qualifizierten sich 16 Schüler für die Kreismehrkampfmeisterschaften in Worms. Dort wurden die B-Schülerinnen Kreismeister (A.Neumann, Ch. Rehbein,H.Oelschläger,I.Mathes,Y.Nachbar). Bei den Einzelkreismeisterschaften in Eich belegte Bernd Pollak (Ballwurf,Hochsprung) und Anja Neumann (Hochsprung) jeweils zweite Plätze, Dirk Oelschläger, Gaby Watter,Ronald Lee, Christine Rehbein gute Endkampfptätze, wobei alle einen beachtenswerten Leistungsanstieg zeigten.

Zu den Landesmeisterschaften der Mehrkämpfer in Ingelheim durften 7 Schüler. Mit nochmaligen Verbesserungen gelang hier teilweise der Anschluß zur Spitze. Dirk Oelschläger verpatzte den Hochsprung im Vierkampf und vergab damit die Qualifikation zur „Deutschen“. Sein 9.Platz und der 11. Platz von Achim Tröger dennoch bemerkenswert. Die B-Schülerinnen wurden im Mannschaftskampf Fünfte.

Mit ebenfalls 7 Schülern fuhr man Anfang September zu den Landeseinzelmeisterschaften der Schüler nach Mainz. Mach 17 Jahren ging erstmals wieder ein Einzeltitel durch Bernd Pollak an den TuS Wöllstein, der im Ballwurf (m.S.B.) siegte. Zweite Plätze von ihm und Anja Neumann im Hochsprung, ein 4.Platz von dem Sprinttalent Simone Glaser und weitere gute Endkampfplatzierungen hatten endgültig die Lücke zur Spitze geschlossen.

Clubkampf in Schramberg/Schwarzwald

Am 13.September ging man auf große Fahrt in den Schwarzwald. Bei der Turnerschaft Schramberg, dem ehematigen Club des Trainers, wurde im hochgelegenen Waldstadion ein Vergleichskampf ausgetragen, den der TuS Wöllstein in der Gesamtwertung siegreich beendete. Es wurde der Leistungshöhepunkt für die meisten Teilnehmer der zu Ende gehenden Saison. Neu geknüpfte Freundschaften der Sportler und die Besichtigung der Wasserfälle in Triberg und des Freilichtmuseums in Gutach brachten für alle nachhaltige Erlebnisse. Fazit der Saison: Der TuS Wöllstein hatte den Anschluß wieder geschafft! 23 Eintragungen in der Landesbestenliste-Bernd Pollak und Anja Neumann an der Spitze- und 14 neue Vereinsbestleistungen dokumentierten dies nachhaltig.

1981 ein Topjahr

Schon bei den Hallensportfesten und Werfertagen im März wurde dies deutlich. Spitzenpositionen mit famosen Einzelleistungen wurden bei jeder Gelegenheit erzielt. Simone Glaser blieb im Sprint gegen stärkste Konkurrenz ungeschlagen. Heike Oelschläger, Anja Neumann, Yvonne Nachbar und Bernd Pollak wurden zu Hochsprung-und Rudolf Hausdörfer, Dirk Oelschläger und Sabine Pollak zu Weitsprungspezialisten. Nachdem die Buben und Mädchen bei verschiedenen Sportfesten ihre Form getestet hatten, begann die Meisterschaftsserie.

Bei den Stützpunktwettkämpfen siegte Simone Glaser (w.S.B.) vor Yvonne Nachbar und Christine Rehbein im Dreikampf und Diana Klein vor Anja Neumann und Sylvia Fuchs bei den A-Schülerinnen. Den Dreikampf der B-Schüler gewann Christian Lenges , den Vierkampf der A-Schüler Bernd Pollak. 18 Schüler qualifizierten sich für die Kreismehrkampfmeisterschaften.

Bei den Einzelmeisterschaften der Kreise Alzey/Worms in Eich belegten Bernd Pollak(Hoch), Simone G1aser(75m), Yvonne Nachbar(Hoch) und die 4x75m-Staffe1 jeweils den ersten Platz. Weitere 16 Plätze durch sie und andere Teilnehmer. Drei Kreismeisterschaften auch bei den Mehrkampfmeisterschaften in Wöllstein durch Simone Glaser und die Mannschaften der A-Schüler und B-Schülerinnen.

Bei den Landesmeisterschaften für Aktive und Jugend in Ingelheim erreichte Achim Tröger einen 4.Platz (Speer) und jeweils 5.Plätze durch Dirk Oelschläger (Weit) und Rudolf Hausdörfer (100m und Weit). Bei den Landesmehrkampfmeisterschaften der Jugend fehlten Dirk Oelschtager im Fünfkampf wenige Punkte für das „Treppchen“.

Ganze 8 Punkte fehlten Simone Glaser bei den Landesmeisterschaften im Schülermehrkampf zum Sieg. Die Mannschaft der B-Schülerinnen belegte Platz 3.

Zwei Landestitel für B-Schülerinnen

Höhepunkt der Saison die Landeseinzelmeisterschaften der Schüler in Mainz. Neunmal „Treppchen“ und 18 End kampfptatzierungen, die Fachwelt staunte! Yvonne Nachbar gewann den Hochsprung, I.Mathes-Ch.Rehbein-Y.Nachbar-S. Glaser die 4x75m-Staffe1 der B-Schülerinnen. Zweite Plätze durch Christine Rehbein(Ball) und Jörg String(Kugel) und 5×3.Plätze durch Sylvia Fuchs(Diskus,Speer), Simone Glaser (75m.),Christine Rehbein(Kugel) und Yvonne Nachbar(Weit). Heike Oelschläger(Hochsprung) und Sylvia Fuchs(Kugel, Diskus,Speer) schafften die Qualifikation für die Rheinland-Pfalz-Schülermeisterschaften. Sylvia warf dort LVR-Jahresbestleistung mit dem Diskus und belegte einen hervorragenden 5.Platz. Daraufhin erfolgte die Berufung in die Landesschülerauswahl zum Fünf-Ländervergleich im Germersheim.

Bilanz 1981

Die Reihe der Erfolge wurde noch bei vielen Sportfesten fortgesetzt. Am Ende der Saison wurden 40 Siege und 190 Platzierungen gezählt. In der Landesbestenliste spiegelte sich die Leistungsstärke der Wöllsteiner Leichtathletik wieder. Die 43 Eintragungen, darunter vier 1.Plätze und fünf 2.Plätze, und die Berufung von 8 jungen Leichtathleten in verschiedene Förderkader belegten nachdrücklich, daß 1981 das erfolgreichste Jahr der Vereinsgeschichte war.

1982 etwas weniger

Die tollen Erfolge des Vorjahres waren natürlich nicht zu wiederholen, weil ein Großteil der Wettkämpfer in die nächsthöhere Jahrgangsstufe wechseln musste. Dagegen wurden weitere Leistungssteigerungen registriert die oft die Qualifikation für noch höhere Meisterschaften bedeutete. So wurde erstmals der Bogen von den Kreis- über Landes-,Rheinland-Pfalz-bis zu den Südd. Meisterschaften gespannt.

Kreismeister wurden Simone Glaser(100m) und Bernd Pollak (Hochsprung) und die A-Schüler -im Vierkampf. Bei den Landesmeisterschaften der Turner gewann Dirk Oelschläger den Vierkampf, Sylvia Fuchs wurde bei den Mädchen Dritte.

Die Landesmehrkampfmeisterschaften der Schüler brachten einen 4.Platz der A-Schülerinnen und vorderste Plätze bei den Drei-und Vierkämpfen beider Schülerklassen.

Seinen 2.Landesmeistertite1 gewann Dirk Oelschläger im Dreisprung, dazu dritte Plätze im Weitsprung und Kugelstoßen. Sabine Pollak wurde Vierte im Weitsprung, Sylvia Fuchs Vierte(Kugel) und Fünfte(Hoch). Bei den verschiedenen Rheinland-Pfalz-Meisterschaften war schon die Qualifikation ein Kunststück, gute Platzierungen unter der Elite schon Glanztaten. Beste Platzierung für Bernd Pollak im Hochsprung mit seinem 4. Platz bei den Schülern in Koblenz. Mit Heike Oelschläger , Simone Glaser und Anja Neumann weitere gute Mittelplätze. In Ludwigshafen starteten die Jugendklasse Dirk Oelschläger, Sabine Pollak und Sylvia Fuchs mit ebenfalls prächtigen Einzelleistungen. Schließlich nahmen bei den Aktiven in Ingelheim Rudolf Hausdörfer und Sabine Pollak als A-Jugendliche teil, die trotz neuer Vereinsbestleistungen im Weitsprung, den Endkampf nicht erreichen konnten. Die ranghöchsten Meisterschaften für die B-Jugend sind die Südd . Meisterschaften, für die Dirk Oelschläger die Qualifikation erfüllte. Ein 10. Platz im Drei-und ein 14.Platz im Weitsprung war eine feine Leistung des 16jährigen. Schließlich siegte Dirk Oelschläger auch bei den Landesmeisterschaften im Fünfkampf gegen die Asse aus Mainz und Worms.

Zwar war die Anzahl der errungenen Titel und Siege gegenüber dem Vorjahr etwas geringer, aber 30 neue Vereinsbestleistungen verdeutlichen den enormen Leistungsanstieg. Die Tatsache, daß neun Leichtathleten über den Landesmeisterschaften starten konnten und die gleiche Anzahl in Förderkader berufen wurden, ist in der Geschichte des TuS Wöllstein einmalig.

Hochkonjunktur auch 1983?

Die ersten Sportfeste des Jubiläumjahres deuten auf die Fortsetzung der Erfolgserie hin. In der jungen Saison wurden bereits 11 Siege und 14 Vereinsbestleistungen erzielt. Mit Heike Oelschläger wurde zum ersten Mal eine Sportlerin des TuS Wöllstein zu einem internationalen Wettbewerb -dem Hochsprungmeeting in Wörrstadt- eingeladen.

Leistungsvergleich früher-jetzt

In den 35 Jahren Nachkriegsleichtathletik hat sich vieles verändert. Zeitgemäße Trainingsmethoden, neue Techniken, Geräte, Schuhwerk und Sportanlagen in Verbindung mit der Gründung von Leichtathletikgemeinschaften, führten zu einem ungeahnten Leistungsschub im Landesverband und auf nationaler Ebene.

Früher war es leichter an höheren Meisterschaften teilzunehmen, weil Qualifikationen nur für die „Deutschen“ erforderlich waren und die damalige Leistungsdichte es eher erlaubte. Dafür waren die Voraussetzungen für gute Ergebnisse nicht gegeben. Heute reichen oft beste Leistungen für größere Aufgaben nicht mehr aus. Wie hoch der Leistungsstand mittlerweile ist, sollen einige Beispiele verdeutlichen: Jakob Frohnhöfers glanz volle Hochsprungleistungen würden heute gerade zur Landesmeisterschaft der A-Schüler reichen und Anspachs 100m-Zeiten werden inzwischen von B-Jugendlichen gelaufen.

Viele Vereine trainieren bereits mit den Schülern viermal wöchentlich, die Aktiven sogar täglich, um den hohen Standard zu halten. Diesen Weg hat der TuS Wöllstein vernünftigerweise nicht mitgemacht. Andererseits zeigt aber die Entwicklung, daß eine Bindung an die Spitze auf die Dauer nicht zu halten ist. Auch der Vergleich des Leistungsniveaus zwischen Leichtathletikverband und Turnerbund geht zu Gunsten der Leichtathleten. So liegt zum Beispiel die vergleichbare Punktzahl vom Vierkampf der Schülerinnen für die Qualifikation zu den Deutschen Meisterschaften des Turnerbundes bei 3100 Punkten, die des DLV für die Leichtathleten bei 3600 Punkten. Die erstgenannte Punktzahl würde lediglich zu einem Mitteplatz auf Landesebene bei den Leichtathleten ausreichen.

Der Wandel in den letzten Jahrzehnten vom Turnfestsieger zum Leichtathletikspezialisten hat vieles an Romantik gekostet. Die Trauben des Erfolges hängen sehr hoch. Erstaunlich, daß unsere eigenen Athleten dennoch gut mit halten können.

Was ist aus ihnen geworden?

Viele haben nach ihrer Aktivenzeit die berufliche Aus- und Fortbildung mit der gleichen Zielstrebigkeit verfolgt, wie einst ihre sportlichen Erfolge. Auffällig dabei ist, daß eine große Zahl von ihnen den Lehrerberuf gewählt hat: Hartwin Steiner in Worms , Heinz Sturm in Flonheim , Ernst Torchiani, Margit Wagner in Mayen, Karl Torchiani in Oberdiebach, Ellen Schnicke in München und Elfi Eckert in der Nähe von Gau Bickelheim. Auch die Polizisten sind recht häufig vertreten: Norbert Piegacki Chef in Wörrstadt, hoffnungsvolle Anwärter dazu Ludwig Pohl und Karl Heinz Rehbein. Dagegenhat Jakob Frohnhöfer einen anderen Dienstweg. In Saarbrücken bildet er junge Strafgefangene für einen ordentlichen Beruf aus. Angela Lau betreibt eine eigene Praxis in medizinischer Fußpflege in Bechenheim. Im Bankgeschäft tätig sind Reinhard Schäfer als Filialleiter, Günter Pfeiffer und Manfred Schellong als Bankkaufleute. Wie man sieht, gehen tüchtige Leichtathleten auch einen erfolgreichen Berufsweg.

Nachwuchspflege mal anders

Der Sport formt und entwickelt Persönlichkeiten, die aus Ihrer Aktivenzeit das Streben nach Erfolg für ihr späteres Leben übernehmen. Der Sport verbindet aber auch. Viele Leichtathleten haben über die Freundschaft zur persönlichen Zuneigung gefunden und den Bund fürs Leben geschlossen. So z.B. Inge Eschbach und Kart Torchiani, Margit Wagner und Ernst Torchiani , Elvira Bähr und Horst Anspach, Marita Schmitt und Ernst Kolb , ElfiEckert und Peter Schönfeld u.a. Sie alle besorgen die Nachwuchsarbeit auf ihre Art.

Schlußbilanz

35 Jahre Leichtathletik in Wöllstein versehen mit Höhen und Tiefen gleichermaßen. Die Auswertung vorhandener Unterlagen hat ergeben, daß in dieser Zeit rund 550 Sportler im TuS der Leichtathletik zugetan waren. Ein Großteil davon hat nur kurz mal „reingeschmeckt“, andere waren jahrelang mit Leib und Seele dabei und selbst im Seniorenalter noch recht aktiv. Dazu zählen auch die vielen Sportabzeichenträger, von denen einige das goldene Sportabzeichen mehrmals erhielten. An der Spitze Frau Espenschied mit 15 gefolgt vom Ehepaar Wagner mit 10 Wiederholungen.

Was ein rühriger Sportverein leisten kann, bewies der TuS Wöllstein in der Vergangenheit in reichlichem Maße. Einige Zahlen belegen dies: über 750 Leistungsabzeichen in Gold-Silber-Bronze wurden von Wöllsteiner Schülern errungen. Der TuS hat in den genannten Jahren etwa 140 Veranstaltungen im heimischen Stadion durchgeführt, darunter Großveranstaltungen mit über 2000 Teilnehmern.

Wöllsteiner Leichtathleten gingen seit 1948 über 1000 mal als Sieger vom Platz. 168 Kreismeister- und 19 Landesmeistertitel in Einzel-, Mehrkampf- und Mannschaftswettbewerben wurden gezählt, die vielen Turnfestsiege nicht eingerechnet. Unzählige Ehrungen, Auszeichnungen, Berufungen in Auswahlmannschaften und Förderkader belegen zudem nachhaltig das Leistungsvermögen des TuS Wöllstein der vergangenen Jahre.

Damit es auch künftig so sein kann, sind alle 1200 Mitglieder gerade im Jubiläumsjahr aufgerufen jetzt und später ihren Beitrag am gelingen der großen Vereinsarbeit zu leisten. Insbesondere die Leichtathleten sind dem großen Erbe verpflichtet!